Qualitätstandards

A. Kommunikation und Zusammenarbeit
B. Das Einverständnis der Kunden
C. Dokumentation
D. Funktionelle Diagnostik / Training
E. Qualitätsmanagement «QM»
F. Infrastruktur und Hygiene

A. Kommunikation und Zusammenarbeit
Eine funktionierende kommunikation ist Grundlage für jede Zusammenarbeit mit K und verschiedenen Berufsgruppen. Sie ermöglicht effizientes und effektives Handeln.

Standard 1: Die K wird als Individuum anerkannt und respektiert.

Kriterien:

  • Die K wird in der Regel mit dem Nachnamen angesprochen.
  • Die K kennt den Namen der zuständigen PT.
  • Die PT ist höflich und rücksichtsvoll.
  • Die Privatsphäre und Würde der K ist gewährleistet.
  • Die PT bemüht sich um Lösungen bei sprachlichen und kommunikativen Schwierigkeiten.
  • Die K ist mit dem vereinbarten Training einverstanden.

Standard 2: Die K besitzt die notwendigen schriftlichen und mündlichen Informationen.

Kriterien:

  • Der K wird die Rolle der PT während der ersten Sitzung erklärt.
  • Die PT entnimmt den Akten im Vorfeld alle relevanten Informationen für die Trainingsgestaltungund kennt den Informationsgrad der K.
  • K und PT sind sich über Ziele und Massnahmen einig.
  • Informationen betreffend Termine und Trainingsprogramme werden schriftlich abgegeben.
  • Alle Informationen sind klar, kurz und verständlich.
  • Änderungen betreffend Trainingsplan werden mit der K abgesprochen.

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 Standard 3: Bei Bedarf sucht die PT Kontakt zu Personen aus dem Umfeld der K, die die Zielerreichung mitunterstützen.

Kriterien

  • Die Rolle von Personen aus dem Umfeld wird klar definiert und besprochen, bei Bedarf schriftlich.
  • Die PT ist höflich und respektvoll.
  • Die PT respektiert kulturelle Unterschiede.
  • Die PT bemüht sich um Lösungen bei sprachlichen und kontunikativen Schwierigkeiten.

Standard 4: Bei Bedarf ist die PT Mitglied von interdisziplinären Teams

Kriterien:

  • Informationen werden unverzüglich und klar kontuniziert.
  • Informationen werden eingeholt.
  • Es gibt einen schriftlichen kontunikationsweg zwischen allen Teammitgliedern.
  • Die Vorgehensweise beim Einbezug von anderen Fachexpertinnen, bei Abschluss des Trainingssowie Überweisungen ist geregelt.
  • Die PT nimmt an Teambesprechungen teil.
  • Die Trainingsziele decken sich mit den Teamzielen.

Standard 5: Die kommunikation mit anderen PT gewährleistet eine angepasste und effektive Trainingsgestaltung und nutzt vorhandene fachliche Ressourcen.

Kriterien:

  • Unter den Mitgliedern der Fachgruppe und weiterer Personen im Tätigkeitsfeld «Trainingstherapie» bestehen konsiliarische Möglichkeiten.

Standard 6: Die Fachgruppe dient der Optimierung der Trainingsqualität.

Kriterien:

  • Sie erstellt ein Konzept zum Qualitätsmanagement (Konzeptqualität) und legt die Qualitätsziele und die Qualitätspolitik fest.
  • Sie unterstützt ihre Mitglieder bei der Umsetzung.
  • Sie bestimmt Expertinnen zur Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements.
  • Sie erteilt Aufträge.
  • Sie kontrolliert die Umsetzung der Qualitätsmanagements.
  • Die Fachgruppe ist an nationalen und internationalen Fachtagungen, Symposien und Konferenzen anwesend oder vertreten.
  • Verbindungen zum Schweizerischen Physiotherapeutenverband sowie anderen Berufsverbänden sind vorhanden und werden angestrebt.

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B. Das Einverständnis der Kunden
Für eine Trainingstherapie oder eine wissenschaftliche Untersuchung wird das Einverständnis der K eingeholt. Sie ist über Ziele und Notwendigkeit informiert.

Standard 7: Die K ist über die Trainingstherapie informiert und aufgeklärt.

Kriterien:

  • Die K ist über das Ergebnis der funktionellen Diagnostik orientiert.
  • Die Trainingsphilosophie und -effekte sind mit der K besprochen.
  • Die K kann jederzeit Fragen stellen.
  • Die K kann gewisse Massnahmen zurückweisen.
  • Die K hat die Möglichkeit das Training abzubrechen.
  • Die K beteiligt sich aktiv am Training und gibt der PT die notwendigen Informationen.

Standard 8: Die K ist bei taktilen Hilfeleistungen immer einverstanden.

Kriterien:

  • Die K kann notwendige Berührungen, die sie als sexuelle Belästigung empfindet, zurückweisen.
  • Berührungen, die als sexuelle Belästigung empfunden werden, sind strafbar, auch wenn sie therapeutischen Effekt haben.

C. Dokumentation

Standard 9:
Trainingsprotokolle sind problemorientiert, klar strukturiert und evaluierbar. Sie bestehen aus einem standardisierten und einem individuellen Teil.

Kriterien:

  • Name, Vorname und Geburtstagsdatum der K sind aufgeführt.
  • Das Geschriebene ist leserlich.
  • Dokumente werden mit Kugelschreiber / Filzstift geschrieben, damit sie kopierbar sind.
  • Eintragungen werden innerhalb von 24 Stunden gemacht.
  • Es wird ein strukturiertes und logisches Raster benützt.
  • Es werden keine wertenden Aussagen notiert.
  • Wird eine K von mehreren PT behandelt, werden Eintragungs- korrekturen sowie Änderungen des Procederes mit Datum und Unterschrift visiert.

Standard 10: Dokumente werden gemäss der Gesetzgebung aufbewahrt.

Kriterien:

  • Nach Abschluss des Trainings werden die Akten 5 Jahre archiviert.
  • Dokumente werden immer sicher aufbewahrt.
  • Computerisierte Dokumente werden gemäss Datenschutzgesetz und hausinternen Weisungen gesichert.
  • Dokumente werden nur mit der Zustimmung der K weitergegeben.

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D. Funktionelle Diagnostik / Training

Standard 11: Das Training umfasst die funktionelle Diagnostik, den Trainingsplan mit Zielvereinbarungen und Verlaufskontrollen, sowie das Überführen in die Selbstständigkeit.

Kriterien:

  • Entsprechende Ressourcen und ein geregeltes Vorgehen sind Voraussetzung. 

Standard 12: Eine ärztliche Verordnung oder eine Trainingsverein- barung zwischen K und PT sind Voraussetzung für den Beginn eines Trainings.

Kriterien:

  • Das Vorgehen ist allen Beteiligten bekannt.

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Standard 13: Der Beginn des Trainings erfolgt innerhalb nützlicher Frist.

Kriterien:

  • Die Kontinuität des gesamten Trainings ist gewährleistet.
  • Die Einzelbetreuung wird nicht unterbrochen.

Standard 14: Besteht ein Bedarf an aktivem Training im Sinne einer Prävention, Rehabilitation oder Sekundärprophylaxe, wird diese durch eine dafür qualifizierte PT durchgeführt.

Kriterien:

  • Die PT besitzt die benötigte fachliche Kompetenz. Sie besitzt eine Weiterbildung nach denKriteriender Fachgruppe (siehe Konzeptqualität)
  • Die PT besitzt die benötigte soziale Kompetenz. Sie verfügt über eine kunden- und qualitätsorientierte Denkweise. Sie behandelt eigenverantwortlich. Sie ist offen und flexibel in den Bereichen Information und kommunikation. Sie ist tolerant und konstruktiv in der Konfliktlösung.
  • Die PT vermittelt die Gedanken zur Trainingsphilosophie, weist auf die Indikationen von aktiver und passiver Therapie hin und erklärt den Unterschied zwischen dem Training mit freien Gewichten im Unterschied zum Training an den Kraftgeräten. Sie motiviert und unterstützt die K.
  • Die PT ist bereit zur kontinuierlichen persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung. Sie ist offenfür Neues und zeigt Eigeninitiative. Sie besucht Weiter- und Fortbildungskurse sowie Kongresse und Tagungen. Dies wird innerhalb der Möglichkeiten der Fachgruppe unterstützt. Sie gibt ihr Wissen weiter. Sie integriert Neues in den Berufsalltag und beteiligt sich bei der Erarbeitung neuer Konzepte sowie an Forschungsprojekten.
  • Die funktionelle Diagnostik ist die Grundlage für die Planung und Durchführung eines Trainings. In diesem fortlaufenden Prozess werden subjektive und objektive Zeichen, Ressourcen sowie die Ziele der K, der PT und weiterer Beteiligter erfasst. Im weiteren geschieht sie auf der Basis der Auswertbarkeit.

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Standard 15Die funktionelle Diagnostik enthält genügend Informationen, damit das Hauptproblem eruiert werden kann und die Auswertbarkeit gewährleistet ist.

Kriterien:

  • Die funktionelle Diagnostik beinhaltet:
    Anamnese:
    - Basisdaten
    - Problemgebiete sowie Verstärkung / Verminderung des Problems
    - 24-h-Verlauf
    - jetzige / frühere Geschichte inklusive frühere Massnahme
    - psychosoziale Faktoren
    - Kenntnisstand der K
    Untersuchung:
    - Inspektion / Palpation
    - Bewegungsuntersuchung aktiv und passiv
    - physische Leistungsfähigkeit / Behinderung im Alltag
    - Kontextfaktoren, die Procedere, Vorsichtsmassnahmen und Prognose beeinflussen
  • Damit die Auswertbarkeit gewährleistet ist, werden standardisierte Testverfahren verwendet (Try outs in den Hauptübungen) und Daten zur Verfügung gestellt.

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Standard 16: Eine Beurteilung der Beinflussbarkeit wird aufgrund der gewonnenen Angaben gemacht.

Kriterien:

  • Die PT beschreibt mögliche Quellen der Probleme.
  • Die PT beschreibt Entstehung und Mechanismen.
  • Die PT zieht psychische Faktoren sowie das soziale Umfeld in die Beurteilung mit ein.

Standard 17: Das Procedere, d.h. die Definition der Trainingsstrategie und der einzusetzenden Mittel wird schriftlich festgehalten gemäss dem Konzept der SART.

Kriterien:

  • Die PT kennt die vorhandenen Trainingskonzepte und Richtlinien und kann die wesentlichen Zieleund Interventionen im Sinne eines «Entscheidungsbaumes» (Rehabaum) formulieren.
  • Die PT kennt die Ressourcen der K und berücksichtigt diese in der Trainingsplanung.
  • Die PT kennt die Indikationen und Kontraindikationen sowie Wirkungen und Gefahren der einzelnen Trainingsinterventionen.
  • Die PT beantragt, wenn nötig, ein Konsilium mit Verantwortlichen der SART.
  • Das Training, die Beratung und Schulung der K basieren auf den Ergebnissen der funktionellen Diagnostik mit dem Ziel, die physischen Leistungsfähigkeiten der K individuell zu optimieren undzu erhalten.

Standard 18: Die PT wählt die geeigneten Interventionen aus.

Kriterien:

  • Die PT wendet Elemente des SART-Konzeptes an.
  • Die ausgewählten Interventionen sind problemorientiert und der K und deren Ressourcen angepasst.
  • Die PT achtet bei der Zusammenstellung der sich ergänzenden Interventionen auf die Effizienz.
  • Beratung, Instruktion und Schulung ist Bestandteil jeder Trainingseinheit (Coping und Selbstständigkeit).

Standard 19: Ein regelmässiges, angepasstes Training ist die Voraussetzung für das Erreichen der Ziele.

Kriterien:

  • Die PT gewährleistet die konsequente Durchführung und Kontinuität des Trainings.
  • Die PT wählt eine optimale Dosierung.

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Standard 20: Die PT dokumentiert den Verlauf und evaluiert die Qualität des Trainings.

  • Das Ergebnis jedes Trainings wird mittels subjektiven und objektiven Verlaufszeichen notiert.
  • Die Verlaufszeichen unterliegen einer ständigen Kontrolle, werden überdacht und wenn nötig geändert.
  • Änderungen betreffend Hauptprobleme, Fern- und Nahziele sowie Fort- und Rückschritte werdennotiert.
  • Bei einer Übergabe werden die wesentlichen Trainingsinhalte festgehalten:
    - Kopie der funktionellen Diagnostik
    - Verlaufsbericht
    - aktualisierter Stand

Standard 21: Die PT erkennt frühzeitig Probleme, unübliche Verläufe sowie Komplikationen.

Kriterien:

  • Treten Probleme auf, die ausserhalb der fachlichen Kompetenz der PT liegen, werden andere Fachpersonen zugezogen.
  • Treten Probleme auf, die nicht durch die Inhalte des SART-Konzeptes beeinflussbar sind, wird das Procedere neu festgelegt.Die PT dokumentiert den Verlauf und evaluiert die Qualität des Trainings.

 Standard 22: Die PT verfasst einen auswertbaren Schlussbericht.

Kriterien

  • In der letzten Sitzung wird der Austrittstest erhoben.
  • Die PT kann bei Bedarf ihre Unterlagen in qualitativ einwandfreiem Zustand berechtigten Dritten vorweisen.

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E. Qualitätsmanagement «QM»
Das QM ermöglicht die systematische Erfassung und Evaluation der Qualität der Dienstleistungen und induziert Verbesserungen.

Standard 23: Das QM baut auf den Definitionen und Modellen der WHO auf.

Kriterien:

  • Die PT kennt die Definition von Rehabilitation.
  • Die PT kennt das Gesundheitsmodell und dessen Klassifikation.

Standard 24: Das QM orientiert sich an den Richtlinien des SPV.

Kriterien:

  • Die PT weiss um das Leit- und Berufsbild.
  • Die PT kennt die Berufordnung.

Standard 25: Das QM umfasst die vier Bereiche Konzept-, Struktur-, Prozess-, und Ergebnisqualität.

Kriterien:

  • Konzeptqualität: Ziele und Richtlinien für die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität sind formuliert. Die Qualitätsziele und die Qualitätspolitik sind von der Fachgruppe festgelegt.
  • Strukturqualität: Sie beinhaltet Aus-, Fort- und Weiterbildung und die Infrastruktur.
  • Prozessqualität: Sie beinhaltet den Therapieprozess per se und sämtliche administrativen Abläufe.
  • Ergebnisqualität: Sie beinhaltet die Beurteilung der Interventionen in Bezug auf die Erreichung der Ziele. Dabei ist die Kundenperspektive zu berücksichtigen.

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Standard 26: Das QM orientiert sich am Nutzen der K und ist für die PT verständlich, nachvollziehbar und praktikabel.

Kriterien:

  • Die PT wird aufgefordert, Kritik und / oder Verbesserungsvorschläge zu formulieren.

Standard 27: Das QM orientiert sich am aktuellen medizinischen Wissensstand und den Kosten.

Kriterien:

  • Die PT sucht und findet neue relevante Artikel und kann sie kritisch beurteilen.
  • Die PT lässt die neuen Erkenntnisse in ihre praktische Arbeit einfliessen.
  • Die PT wählt das optimal wirksame Training in Relation zu den entstehenden Kosten aus.

Standard 28: Alle Fachgruppenmitglieder nehmen an Qualitäts- managementaktivitäten teil.

Kriterien:

  •  Die Rolle der Fachgruppenmitglieder wird in den Statuten der SART festgehalten.
  • Die Verantwortlichen sind definiert.
  • Die Auswertungen der Aktivitäten sind allen Fachgruppenmitgliedern im Rahmen des Datenschutzes zugänglich.

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Standard 29: Die Evaluation der klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit erfolgt immer unter Rücksichtnahme
und Respekt gegenüber der K.

Kriterien:
  • Daten werden in allen Auswertungen in der Regel anonymisiert, in speziellen Fällen werden sie vertraulich behandelt.
  • Die klinische und wissenschaftliche Dokumentation wird regelmässig überprüft.
  • Bei Bedarf nehmen PT an interdisziplinären Überprüfungen der Qualität teil.
  • Empfehlungen aus den Überprüfungen werden dokumentiert und die erfolgten Änderungen evaluiert.

F. Infrastruktur und Hygiene
Eine angemessene Infrastruktur und optimale Hygiene erleichtern ein sicheres, effektives und effizientes Training.

Standard 30: Die Anmelde- und Warteräume sind leicht auffindbar und bequem eingerichtet.

Kriterien:

  • Die Räumlichkeiten sind klar angeschrieben.
  • Den K steht eine Toilette zur Verfügung.

Standard 31: Die Trainingsräume gewährleisten Intimsphäre, Sicherheit und Wohlbefinden.

Kriterien:

  • Die PT kann vertrauliche Gespräche in separaten Büroräumen führen.
  • Die Arbeitsräume werden regelmässig gereinigt.
  • Duschmöglichkeiten sind vorhanden.
  • Die Trainingsräume sind genügend gross.

Standard 32: Notwendiges, zeitgemässes Material gewährleisten effektive Trainings.

Kriterien:

  • Jede PT ist so ausgerüstet, dass sie nach dem Konzept der SART und den Kriterien der Standardsarbeiten kann.
  • Material und Geräte werden sauber gehalten, regelmässig überprüft und gewartet.
  • Der Ersatz von Geräten und Material sowie Neuanschaffungen sind gewährleistet.

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